Reflexion und Evaluation methodischen Handelns in der Sozialer Arbeit.



Ziel dieser Ausführungen ist es, Vorschläge zur Strukturierung des Dialogs reflektiert handelnder PraktikerInnen mit der Situation zu liefern und auf diese Weise dazu beizutragen, Erkennen, Verstehen und Handeln zu integrieren und zu qualifizieren.

Rezession eines Beitrages von Maja Heiner in:

Maja Heiner u.a. [1994) : "Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit", S. 102-217)


Die Fähigkeit, über das eigene Tun, seine Voraussetzungen und Konsequenzen nachzudenken, ist eine der markantesten menschlichen Eigenschaften.

Zahlreiche Untersuchungen zum problemlösenden Verhalten innerhalb und außerhalb des Berufsfelds der Sozialen Arbeit zeigen allerdings, daß gerade diese Fähigkeit oft nur unzureichend genutzt wird.

Um die eigene Handlungskompetenz gezielt und konsequent weiterzuentwickeln, gilt es unter anderem, die bewußte Verwendung heuristischer Verfahren bei der Reflexion über problemlösungsorientierte Entscheidungsprozesse zu fördern. So kann selbstbewußte Professionalität entstehen, vertieft und ausgeweitet werden.
 
 

Ein zentrales Merkmal professionellen Handelns ist für Maja Heiner der Dialog mit der Situation, "nur so läßt sich die vermeintliche Unvereinbarkeit, der angeblich strukturelle Gegensatz von Planung und kommunikativer, situativer Offenheit überwinden".

Dadurch, daß "handelnde Praktikerinnen" sich selbst während ihres Handelns "über die eigene Schter" sehen, gewinnen sie Distanz zu sich und ihrem Tun.

"Indem sie in Worte fassen, wie und warum die anderen Anwesenden auf bestimmte Weise reagieren, was sie selbst denken und Empfinden, was sie zu erreichen hoffen und zu diesem Zweck unternehmen wollen, geben sie der Situation eine sprachliche Form, die es ihnen ermöglicht, über ihr (potentielles) Handeln zu räsonieren und in eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem Geschehen zu treten."

Es geht somit darum, "sich solcher ´Dialoge mit der Situation` im Handeln bewußt zu sein und somit die damit verbundenen Deutungsmuster ständig zu reflektieren" - und zwar in einer Art und Weise, daß er auch für die anderen Beteiligten transparent und beeinflußbar wird.

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1. (Meta-)theoretische Grundlagen

Sie beruhen auf

Theoriegeleitete Praxisreflexion ist jedoch kein Vorgang, der über mehrere Stufen von der Theorie zur Praxis - also vom Allgemeinen zum Besonderen - führt. Weder lassen sich Theorien mittlerer Reichweite (u.a. Kommunikations-, Organisations- oder Managmenttheorien) aus Metatheorien ableiten, noch können aus Theorien mittlerer Reichweite konkrete Handlungsregeln abgeleitet werden. Die jeweils abstrakteren Theorien bestimmen jedoch den Rahmen, innerhalb dessen eine Konkretisierung überhaupt möglich ist.

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Erkenntnistheoretisch:

Einige Ansätze der Systemtheorie beruhen erkenntnistheoretisch auf einem radikalen Konstruktivismus, für den die Realität ausschließlich als Konstrukt unseres Bewußtseins gedacht wird.

Teilweise wird selbst die Existenz einer davon unabhängigen materiellen Welt als nicht erwiesen und prinzipiell nicht nachweisbar angesehen und geschlußfolgert: "Die Umwelt, die wir Wahrnehmen, ist unsere Erfindung".

Im Gegensatz zu dieser Position wird im folgenden von einem relativen Konstruktivismus ausgegangen. Danach stellen soziale Konstruktionen das imaginäre Verhältnis der Individuen zu ihren wirklichen Existenzbedingungen dar.

Jedes Erkennen der Realität ist zugleich auch eine Konstruktion dieser Realität. Verstehen setzt immer bereits ein Verständnis voraus, das das Verstehen seinerseits beeinflußt. Jede Beobachtung der Wirklichkeit wirkt auf den Beobachter zurück. Ob das Bild, das wir uns von der Wirklichkeit machen, "realistisch" ist, ob es zur Realität "paßt", erweist sich erst im Handeln. Wir akzeptieren das als "Wirklichkeit", was sich nach unseren (!) jeweiligen Maßstäben bewährt hat.

Wahrnehmungen und Erkenntnisse sind deshalb nicht einfach Spiegelungen einer gegebenen Wirklichkeit. Die Wirklichkeit wirft kein Bild auf die leere Leinwand unseres Bewußtseins.

Mit der Sprache schaffen sich die Menschen ihre Welt, bilden sie nicht einfach ab. Unsere Konstruktionen von Wirklichkeit sind deshalb vor allem sozial vermittelt; sie sind das Ergebnis von Interaktion und Kommunikation. Unser (immer nur ausschnitthaftes) Bild der Realität wird entscheidend dadurch beeinflußt, daß unser eigenes Erleben von anderen bestätigt wird - in der Alltagspraxis wie in der Wissenschaft.

Erst in der Aneignung durch die gesellschaftlich Handelnden werden "objektive" Gegebenheiten zu sozialen Realitäten, die ihrerseits wieder auf die Handelnden zurückwirken."
 
 

Evolutionstheoretisch:

Autopoiesis meint einerseits, im Sinne von Selbsterschaffung und selbstbezogener Weiterentwicklung, daß soziale Systeme so durch ihre Tiefenstruktur determiniert sind, daß jede Energiezufuhr aus der Umwelt des Systems immer nur der Erhaltung dieser Struktur dient, weil das System operational geschlossen ist.

Andererseits werden lebendige Systeme als operational geschlossen bezeichnet, weil in diesen Systemen zum einen die Operationen, die das System im Prozeß der Autopoiese erzeugt, rekursiv auf das System zurückwirken, und zum anderem sie nur ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen und so im Wortsinne "autonom" sind.

Diese operationale Geschlossenheit des Systems ist zugleich eine kognitive. Das System nimmt nur Informationen aus der Umwelt auf, bzw. verarbeitet sie nur in einer Weise, die seinen systemimmanenten Gesetzen entspricht. Die kognitive und informationelle Geschlossenheit von Systemen schließt jede (gezielte) Beeinflußung oder Belehrung aus. Soziale Arbeit hätte demnach keine Chance, weder kontrollierend noch helfend, Veränderungen zu bewirken, die nicht der Tiefenstruktur des Systems entsprechen.

Die folgenden Überlegungen zu den Möglichkeiten zielgerichteter Enflußnahme durch methodisches Handeln folgen einem weniger radikalem Verständnis von Autopoiesis, bewahren aber die damit verbundene Einsicht in die Entwicklungsdynamik lebender Systeme.

Mit dem Konzept der Autopoiesis hat die neuere Systemtheorie die Begrenztheit von kypernetischen Modelle von Steuerung und Rückkopplungsprozesse überwunden.

Im kypernetischen Modell kommt einer festen Größe als Vorgabe von außen die entscheidende Steuerungsfunktion zu. Das System besitzt nur die Freiheit, um diesen Sollwert oszillierend sich selbst durch feed-back-Prozesse so zu regieren, daß dieser vorgegebene Wert erreicht wird.

Bei lebenden Systemen dagegen sind jene Prozesse der Selbstregierung und Selbststeuerung entscheidend, die internen Sollvorgaben folgen. Auch wenn man die damit gegebene Autonomie lebender Systeme nicht im Sinne einer operationalen Geschlossenheit absolut setzt, so ist bei lebenden Systemen in jedem Fall von einer erheblichen Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen auszugehen.

Folgt man von diesem Verständnis von Autopoiesis, so ist dieses Konzept durchaus geeignet, die häufig zu beobachtende Tendenz zur Wiederholung von Verhaltensmustern, mit denen sich Menschen immer wieder selbst schaden, aus den selbstreferentiellen und rekursiven Interpretationen der Betroffenen zu erklären.

Veränderungen erfordern angesichts dieser selbstbezogenen Widerborstigkeit sozialer Systeme ein Sich-Einlassen auf ihre Eigenlogik und ihren Eigensinn. Ein solches Konzept der Autopoiesis ist mit dem im nächsten Abschnitt dargestellten Modell einer zielgerichteten, entscheidungsorientierten Problembearbeitung durchaus vereinbar und schließt eine erfolgreiche (in Grenzen!) Einflußnahme auch auf die "Tiefenstruktur" von KlientInnen nicht aus.

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2. Skizze einer allgemeinen Fehlertheorie methodischen Handelns

"Bei aller Offenheit und Bereitschaft dort anzufangen, wo die KlientInnen stehen, und bei allem Bemühen, Interaktionsprozesse möglichst symmetrisch zu gestalten: die Sozialarbeiterin muß sich Ziele setzen. Sie kann nicht nicht handeln. Und indem sie handelt, verwirft sie bestimmte Alternativen. Die gilt ebenso für die KlientInnen.

In der üblichen Unterteilung der Interventionsprozesse in "Anamnese - Diagnose - Intervention - Evaluation" wird diese Notwendigkeit zur Entscheidung nicht so deutlich. Der medizinisch geprägte Begriff der "Diagnose" suggeriert außerdem naturwissenschaftliche Objektivität und die Erkenntnis unbestreitbarer "Fakten", wenn auch in der Literatur meist betont wird, daß soziale Tatbestände so nicht zu verstehen seien.

Daher soll hier auch auf diese Begrifflichkeit verzichtet und statt dessen jeder Problemlösungsversuch als (vorläufige) Setzung von Zielen und als Wahl zwischen Alternativen begriffen werden, deren Begründungsmuster der Reflexion zugänglich zu machen sind.

Die "Probleme", die dabei bearbeitet werden, müssen weder umfassend sein, noch "gelöst" werden. Auch die Verringerung von Belastungen kann Ziel und Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen sein.
 
 

2.1. Zielorientierte Prozeßmodelle der Problembearbeitung

Die meisten Modelle gehen von einem dreistufigen oder vierstufigen Prozessablauf aus, bei dem auf die Informationssammlung und Ideenfindung eine Entscheidungsfindung mittels Alternativbewertung folgt, die zur Umsetzung der Absicht in eine Handlungssequenz führt, die abschließend ausgewertet wird.

Eine Ausdiffenzierung dieser Teilprozesse führt zu folgenden Modellen:

(a) Problemwahrnehmung und -formierung,

(b) Produktion von Ideen über Handlungsmöglichkeiten und deren Konsequenzen,

(c) Prüfung und Bewertung von Alternativen,

(d) Entscheidung für eine Alternative,

(e) Durchführung der geplanten Handlung und

(f) Beobachtung und Bewertung der Konsequenzen.

(a) Generelle Orientierung,

(b) Definition und Formierung des Problems,

(c) Generierung von Alternativen,

(d) Entscheidung,

(e) Auswertung.

Durch die Hervorhebung der "generellen Orientierung" als gesonderte Eingangsstufe erinnert dieses Modell an die Notwendigkeit, den Auflösungsgrad der Problemanalyse ständig zu variieren und z.B. nach der Detailanalyse wieder zur Betrachtung des Ganzen oder größerer Teilbereiche zurückzukehren. Dies ist eine wichtige Voraussetzung zur Optimierung von Problemlösungsbearbeitungsprozessen.

In diesen beiden Prozeßmodellen ist die Formierung von Zielen nicht als eigene Operation aufgeführt - sie ist in der Entscheidung für eine der analysierten Alternativen enthalten.

Die Differenzierung zwischen "Prüfung und Bewertung von Hypothesen" und der Entscheidung für oder gegen sie verweist darauf, daß der Zielfindungsprozeß nach Prüfung der Alternativen nicht in eine Entscheidung für eine der vorhandenen Möglichkeiten münden muß, sondern ebenso zur Suche nach weiteren Alternativen führen kann.

Dabei ist es häufig notwendig, zu einer der früheren Stufen der Entscheidung zurückzukehren und Teile des Prozesses nochmals zu durchlaufen.

Und durch den Einbezug von Gefühlen in die Entscheidungsfindung bleibt z.B. offen, ob die "Entscheidung für eine Alternative" rational oder emotional bestimmt ist, ob sie blitzschnell und spontan erfolgte, oder erst nach längerem Abwägen und trotz weiterwirkender Zweifel und Ambivalenzen.

Die mit diesem Prozeßmodell gewählte Darstellung ist allerdings besonders geeignet, das Augenmerk bei der Reflexion von Interventionsprozessen in der Sozialen Arbeit auf Aspekte zu lenken, die bisher in der deutschsprachigen Methodenliteratur eher marginal blieben:

Die erstrebten Veränderungen zu erreichen, läßt sich auch bei zielorientiertem Handeln nur in den seltensten Fällen garantieren. Viele, wenn nicht die meisten und entscheidenden Ziele der Sozialen Arbeit sind daher Prozeßziele wie z.B. Erhöhung der Frustrationstoleranz oder Entwicklung der Kooperationsfähigkeit.

Sie sollen die Voraussetzungen für eine weitergehendere, erfolgversprechende Bearbeitung des Problems schaffen. Diese Ziele lassen sich nur erreichen, wenn die KlientInnen sich aktiv am Problembearbeitungsprozeß beteiligen."
 
 

2.2. Fehlerquellen der Problembearbeitung

Die Tatsache, daß SozialarbeiterInnen bei komplexen Problemen vor viel zu vielen Alternativen stehen, für die sie keine Auswahlkriterien besitzen, muß nicht einem Mangel an verfügbaren Problemlösungsalternativen widersprechen, denn es ist denkbar, daß für bestimmte Teilprobleme kaum oder gar keine Alternativen in Betracht gezogen werden.

Die in vielen Fällen notwendige Umstrukturierung des Verhältnisses der einzelnen Teile zum Ganzen ist aber nur möglich, wenn auch für Teilprobleme Alternativen zur Verfügung stehen.

Die meisten Menschen tendieren dazu, nur die Hauptwirkungen ihrer geplanten Handlungen zu analysieren, die Nebenwirkungen werden oft unterschätzt. Es dominieren aktuelle Motive der Problemanalyse, während Langzeitwirkungen nur unzureichend berücksichtigt werden.

Je auffälliger und anschaicher die Darstellung der Informationen ausfällt, desto genauer wird sie rezipiert und um so höher wird ihre Bedeutung für die Problemlösung eingeschätzt.

Unterschiedliche Konkretationsniveau können entsprechend zu Fehleinschätzungen führen, weil die anschaichere Information (-sdarstellung) als wichtiger und zutreffender eingestuft wird.

Da sich Menschen in der Regel meist bereits mit lediglich "akzeptablen" Problemlösungen zufrieden geben, kann eine relativ frühzeitige Konkretisierung von Lösungen dazu beitragen, daß die Erarbeitung besserer Lösungen gar nicht mehr in Betracht gezogen, und die Kosten der akzeptablen Lösungen (Neben- und Langzeitwirkungen) unterschätzt wird."
 
 

2.3. Heurismen (Findungsverfahren) zur Bewältigung von Komplexität und Diffusität

"Das Hauptanliegen vieler heuristischer Regeln besteht darin, der Neigung entgegenzuwirken, in gewohnten Bahnen zu denken und zu handeln. Emotionale Fixierungen sollen aufgebrochen und kognitive Umstrukturierungen gefördert werden.

(a) die Umstrukturierung des Verhältnisses der Teile zum Ganzen,

(b) die Erweiterung des Suchraums durch Analogien,

(c) der Wechsel der Suchrichtung und

(d) die Variation des Auflösungsgrades.

Diese vier Heurismen sind notwendige Ergänzungen der gängigen Empfehlung zur Reduktion der Komplexität, die da lautet: Zerlege das Problem in seine Teile, formiere für diese Teile separate Ziele, gewichte diese dann und setze so Prioritäten.

Dieses komplexitätsreduzierende Vorgehen zerstört (zunächst), was es zu bewältigen vorgibt: die komplexe Interdependenz der Teilaspekte eines Problems, durch die auch weniger wichtige Faktoren zu so erheblichen Nebenwirkungen beitragen können, daß das Hauptziel gefährdet wird.

Um diese Nachteile dieses Verfahrens auszubalancieren, bedarf es der Anwendung der oben genannten Heurismen, die die Komplexität (vorübergehend) wieder erhöhen.

Ergänzend zu den genannten Heurismen zur Beeinflußung der kognitiven Verarbeitung von Informationen sind Methoden der emotionalen und sozialen Unterstützung von Reflexions- und Umstrukturierungsprozessen notwendig.

Hierzu zählen so unterschiedliche Verfahren wie beispielsweise Rollenspiele, bei denen man sich in eine andere Person versetzt, der Einsatz nonverbaler Ausdrucksmittel (Skptur) oder das Hinzuziehen Außenstehender zur Klärung von Konflikten oder Blockaden.

Solche sozialpsychologisch fundierten Verfahren der Situationsgestaltung garantieren den Erfolg ebenso wenig wie Heurismen oder die im folgenden dargestellten Arbeitshilfen. Ihre Anwendung erhöht aber die Chancen der Fachkräfte, Fehler zu erkennen und zu korrigieren und komplexe Probleme zu bewältigen. Dies wird eher dann gelingen, wenn:

Die Fähigkeit, über das eigene Tun, seine Voraussetzungen und Konsequenzen nachzudenken, ist eine der markantesten menschlichen Eigenschaften.

Zahlreiche Untersuchungen zum problemlösenden Verhalten innerhalb und außerhalb des Berufsfelds der Sozialen Arbeit zeigen allerdings, daß gerade diese Fähigkeit oft nur unzureichend genutzt wird.

Um die eigene Handlungskompetenz gezielt und konsequent weiterzuentwickeln, gilt es unter anderem, die bewußte Verwendung heuristischer Verfahren bei der Reflexion über problemlösungsorientierte Entscheidungsprozesse zu fördern. So kann selbstbewußte Professionalität entstehen, vertieft und ausgeweitet werden. (119)

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3. Skizze der theoretischen Grundlagen berufsfeldspezifischer Regeln methodischen Handelns

Arbeitsprinzipien und Selbstverständnis Sozialer Arbeit:

3.1. Der Auftrag der Sozialen Arbeit

Angebot <=> Eingriff

3.2. Der ganzheitliche, systemtheoretische Ansatz

a. ein sozialräumlicher Ansatz, durch den das Systemkonzept für eine "sozialökologische" Betrachtung genutzt werden kann und

b. ein eher prozeßorientierter Ansatz, durch den das spezifische Kausalitätsverständnis der Systemtheorie rezipiert werden kann, und das mit Stichworten wie "rekursiv" und "zirkär" statt "linear" gekennzeichnet wird.

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4. Dimensionen der Reflexion und Evaluation Sozialer Arbeit

In der kontinuierlichen Reflexion des eigenen beruflichen Handelns sind Planung und Auswertung miteinander verknüpft und greifen ständig ineinander. Die Evaluation bisheriger Erfahrungen, die Beurteilung von Erfolgen und Mißerfolgen und die Interpretation ihrer Ursachen bilden die Grundlagen für die nächste Intervention.

Welche Möglichkeiten einer besseren Planung und Umsetzung der dargestellten Konzeption methodischen Handelns ergeben sich durch den "Blick zurück", durch eine Evaluation?

Evaluieren heißt "bewerten" oder "auswerten" auf der Grundlage einer systematischen Informationssammlung, bei der man unter anderem die klassischen Verfahren der empirischen Sozialforschung, z.B. Befragung, teilnehmende Beobachtung, bedient.

Die Evaluation kann sich auf sehr unterschiedliche Ausschnitte beziehen: auf exemplarische Fälle oder das ganze Arbeitsfeld einer Sozialarbeit, auf einzelne Tätigkeitsbereiche oder das gesamte Aufgabenspektrum einer Institution und auf unterschiedlich große Zeiträume.

Im Mittelpunkt einer systemisch-orientierten Evaluation steht die Überprüfung der Ziele und Schwerpunktsetzungen methodischen Handelns. Im Sinne einer systemischen Sicht der Problemursachen und eines kontextbezogenen Problemlösungsversuchs wird außerdem besonderen Wert auf die Nutzung des sozialen Umfelds der KlientInnen und die professionellen Kontakte und Netze der Fachkräfte gelegt.

Die Grundfrage lautet daher nicht: "Was habe ich mit welchem Aufwand bisher erreicht?", sondern gefragt wird:

a. Worin besteht nach wessen Ansicht das Problem bzw. die Aufgabe?

b. Was meine ich, bzw. was meinen andere, wer wie zur Verbesserung der Situation beitragen könnte?

c. Wer beurteilt die bisherige Entwicklung und den bisher eingeschlagenen Weg der Problemlösung wie?

Ein breiter Fragehorizont ist bei der Analyse von scheinbar eindeutigen Einzelphänomenen immer wieder nötig, um die Funktion eines Verhaltens im Gesamtzusammenhang zu erkennen. Nur durch den Wechsel des Auflösungsgrades zwischen Konkretisierungen und abstrakteren, umfassenderen und allgemeineren Aussagen wird die Suche nach Aussagen gelingen.

Systematisiert und gruppiert man die drei Grundfragen einer Reflexion und Evaluation beruflichen Handelns, so kann man folgende Dimensionen der Evaluation Sozialer Arbeit unterscheiden, aus denen sich alle weiteren Fragen entwickeln lassen.

Die Befunde der Reflexion und Evaluation lassen sich nicht in Buchhaltermanier gegeneinander Aufrechnen und zu einem schnellen und einfachen Ergebnis bringen.

Während die Auflistung der vier W-Dimensionen der Evaluation noch nichts über das Verhältnis dieser Faktoren zueinander aussagt, wird mit dem (in Abb.5) verwendeten Schema deutlich, daß es häufig gerade darum geht, sie miteinander in Bezug zu setzen und gegeneinander abzuwägen.

So ist etwas vielleicht sehr wichtig und wünschenswert, aber einfach zu schwierig. Entsprechend stünde der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ergebnis.

Dieses scheinbar einfache Schema kann zu sehr vielen unterschiedlichen Rastern für die Planung, Dokumentation und Evaluation des Interventionsprozesses führen, wenn man bedenkt, wie viele Vergleichsebenen berücksichtigt werden können:

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